Huch, ist das duster hier!

Huch, ist das duster hier!

10. November 2024 Aus Von Petra Carlile

Klingt abgefahren, doch finde ich es morgens schön, wenn es noch duster ist. Wenn der Tag gräulich schummert und wir beide miteinander wach werden. Er heller werdend draußen, ich heller werdend in der Birne. Doch heute pennt er noch finster, der Morgen.

Um fünf Uhr schleiche ich mich ins Wohnzimmer und ecke erstmal mit dem Sideboard an. Wohl etwas zu duster, was? Trotzdem lasse ich die Deckenlampe aus. Diese blendende Grelligkeit wäre genau so unbehaglich wie der Suchscheinwerfer überm Zahnarztstuhl.

Kerze ist gut

Glimmerndes Kerzenlicht hilft mir, die Yogamatte zu finden und beim Durchturnen der Sonnengrüße nicht aus den Latschen zu kippen. Für manche Asanas benötige ich einen erkennbaren Fixpunkt für die Augen, sonst wackelt meine Balance wie ein Weihnachtsbaum ohne Ständer.

Nach meinem halbstündigen Date mit der Matte hat sich draußen lichtmäßig nicht viel geändert. Nebel schleiert durch die Gegend und erschwert dem Tag, wenigstens mal zu blinzeln.

Oh Finsternis, welch düstere Gedanken!

Doch weil mein Hirn schon auf vollen Touren läuft, ziehen meine Gedanken los zur Arbeit. Allerdings bin ich mit ihren Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden, denn sie liefern mir:
„Weltuntergangsstimmung… Das passt ja genau zum aktuellen Geschehen.“
„Es hat doch alles keinen Sinn…“
„Die Welt geht vor die Hunde…“
„Da! Der Hund von Baskerville schleicht ums Haus! Ich habe unheimliche Geräusche vernommen…“

Ernsthaft?! Nee. Ich, die Chefin, bin damit überhaupt nicht zufrieden! Obwohl ich ahne, warum meine Gedanken-Crew sich ausgerechnet auf diesen Weg begibt.

Wir wollen glücklich sein

Wir Menschen wünschen uns eins: LEBEN. Möglichst gesund. Möglichst zufrieden. In Freiheit und Frieden. Und immer wieder mal glücklich, bitteschön.
Um das zu schaffen, stehen deutlich formulierte Punkte auf der Agenda: Kriege beenden, für alle genug zu essen und ein Dach über dem Kopf, Menschenrechte, Natur schützen, Klima retten.

Das sind riesige Vorhaben. Die hinzubekommen bedeutet eines: Ärmel hochkrempeln und loslegen. Doch alles, was in Wirklichkeit geschieht, führt gefühlt rückwärts in düstere Steinzeit.

Novemberblues und Schrecklichkeiten

Nasskalter, benebelter November ist völlig normal auf unserem Breitengrad. Nur selten strahlt derzeit wärmendes Sonnenlicht auf unser Gemüt. Trübe-Tassen-Stimmung ist da vorprogrammiert.

Trotz ausreichend Erfahrung aus der Geschichte, dass Kriege nur Verlierer hervorbringen, entflammen sie immer wieder neu und hinterlassen größte Wunden. In uns Menschen und in der Natur.

Eine Weltmacht mit langer Demokratieerfahrung wählt einen an die Spitze, der anscheinend genau entgegengesetzte Ziele hat als wir mit unserem Glauben ans menschliche Miteinander.

Blöderweise zeigt unser Land diesem Typen nicht gerade, wie es besser laufen kann. Unsere Regierungspersönlichkeiten kloppen sich wie im Kindergarten, statt gemeinsam Lösungen für gravierende Probleme zu finden. „Immer hat der das Dreirad. Ich will auch mal fahren! Du bist nicht mehr mein Freund! Jetzt hau ich Dir eine, Du PUPSGESICHT!“ Den Streithammeln scheint immer noch nicht bewusst zu sein, dass im dusteren Schatten undemokratische Mächte lauern und die Gunst der Uneinigkeit nutzen, sich das Dreirad zu schnappen und es zu zerstören.

Machen wir uns auf die Suche

Tja, und wie bekomme ich meine Gedanken, diese unermüdlichen Arbeitstiere, motiviert, ihren Tatendrang in sonnige Richtung zu drehen, auch wenn’s grad zähflüssige Scheiße vom Himmel regnet?

Indem ich ihnen andere Blickrichtungen vor die Linse schubse und sie zu Spürhunden fürs Gute trainiere. Und los – sucht!

  • Welche Klimaprojekte laufen erfolgreich?
  • In welchen Ländern klappt das friedliche Miteinander trotz unterschiedlicher Religionen?
  • Wo in unserer Gegend halten Menschen zusammen und unterstützen sich?
  • Welche Firmen haben es mit ihren nachhaltigen Ideen an die Spitze geschafft?
  • Was können wir im Kleinen tun und dabei immer größer werden?

Was meine Gedanken-Suchhunde bekommen, um die Fährte aufzunehmen? Ich füttere sie mit den schönen Erfahrungen, die ich in meinem Leben machte. Und lasse sie an meiner Hoffnung und am Glauben an das Gute schnüffeln.

Es gibt nichts Gutes, außer WIR tun es

So lese ich im Funzel-Licht nochmal in der Zeitschrift „brand eins“ und erfahre in der Ausgabe 08/2024, wie die Firmen Frosch, Frosta und Vaude nicht nur Nachhaltigkeit propagierten, sondern auch umgesetzt haben. Der Weg war beschwerlich und klappte nicht mit einem Fingerschnippen. Trotzdem haben sie durchgehalten.

Ich höre ein Interview mit Hannes Jaenicke, der berichtet, wie Ruanda, Uganda und die Republik Kongo es schafften, dass sich die Population der bedrohten Berggorillas wieder vergrößert. Das bringen Länder zustande, die von anderen arrogant als „Dritte-Welt-Land“ bezeichnet werden.

Gestern vor 35 Jahren geschah das Unglaubliche: Die Mauer, die Menschen gleicher Nationalität trennte, fiel. Ohne Blutvergießen.

Im Brandenburgischen zeigt ein ehemaliger Investment Banker, heute Landwirt, mit einem grandiosen Team auf dem „Gut & Bösel“ , wie nachhaltige Landwirtschaft MIT der Natur klappt und sie nach und nach gesunden lässt.

Es wird heller

Berichte über die guten Dinge im Leben fallen nicht sofort ins Auge, meine Gedanken-Crew muss dafür ganz schön die Suchmaschinen ankurbeln. Sie wünscht sich solche Nachrichten auf den Titelseiten großer Medien. Nicht, um das Schreckliche vergessen zu machen, das immer noch passiert. Das dürfen wir nicht ignorieren. Doch wir alle benötigen Nahrung für unsere Hoffnungen und Träume. Beispiele dafür, dass sich in der Welt vieles zum Guten wenden kann, wenn wir uns nur wirklich darum bemühen. Gemeinsam.

Ich blicke nach draußen. Es wird heller.
Na bitte, geht doch!

Ich wünsche Euch gute Gedanken.
Eure Petra