Es geht mir gut, doch glücklich bin ich nicht.

Es geht mir gut, doch glücklich bin ich nicht.

5. März 2022 Aus Von Petra Carlile

Der Titel erscheint undankbar. Immerhin wurde ich heute friedvoll geweckt, weil die Vögel zum Morgenkonzert anstimmten. Zufrieden bereitete ich meinen Tee und wärmendes Grün rann mir die Kehle hinunter für ein wohliges Gefühl im Bauch. Ich krabbelte wieder unter die Decke und vertiefte mich in ein Buch. Ich habe Zeit und Gelegenheit, es in Ruhe und Frieden zu lesen.

In Sicherheit

Gestern verabreichte ich mir ein Medikament, das dafür sorgt, dass es mir gut geht. Weil es Menschen gibt, die Blutplasma spenden. Selbstlos. Menschlich.

Wie alle in meiner Familie und all meine Freunde, habe ich genug zu essen, bin versorgt mit Strom, Wasser und Wärme. Entspannt und sicher sitze ich in meinem Sessel und schreibe diese Zeilen.

Genug Gründe, zufrieden zu sein. Und glücklich. Denn für uns ist das alles gesicherte Selbstverständlichkeit. Für andere Menschen nicht.

Sinnloser Sinn

An zahlreichen Orten dieser Welt herrscht Krieg. Auf dem Rücken eines zerschundenen Planeten und vieler Unschuldiger. Geschürt und Fäden ziehend von wenigen Mächtigen, bekriegen sich Menschen, seitdem es sie gibt. Dieses Mal sind wir betroffener. Und starr vor Schock. Dieser Krieg ist neben uns. Genau so nah wie Urlaubsziele, die etliche meiner Bekannten kürzlich noch bereisten. Gebannt verfolgen wir, was in der Ukraine geschieht. Parallel ertrinken nach wie vor Menschen im Mittelmeer, die aus ihrer Heimat fliehen. An vielen Orten Afrikas werden Kinder zu Soldaten rekrutiert und ihre Seelen brechen für immer. Egal, auf welchen Kontinent wir schauen, es brodelt beinahe überall.

Das hatten wir schon

Stets hetzten Machtführende ihre Völker auf, sich gegenseitig zu vernichten. In sinnlosen Kämpfen oder durch trügerische, manipulierte Unwahrheit, die uns Menschen dazu anzettelt, einander zu hassen. Ich wünschte, wir lernen endlich daraus.

Machtvolle Hoffnung

Ich glaube an das Gute in jedem Menschen. Es tritt hervor, wenn wir einander wertschätzen, achten und menschlich denken. Wenn Wahrheit die Lügen zerquetscht. Sobald die machtvolle menschliche Überzahl den wenigen Mächtigen zeigt, dass Menschsein siegt. Vor zweiunddreißig Jahren waren es viele, welche die Grenze sprengten, die ein Volk jahrzehntelang trennte. Friedlich und ohne Blutvergießen. Glück, sagen die einen. Der Druck der friedliebenden Mehrheit, meinen die anderen.

Keine Zeit für Krieg

Mit Brutalität und Machtgier wird unser Planet nicht gerettet. Die Welt hat keine Zeit für Kriege. Wir brauchen Frieden. In unseren Herzen, in unseren Seelen und im Einklang mit dem Geschenk der Natur. Nennt mich naiv. Ich kann nicht anders. So lenke ich meinen Blick auf jene Mengen, die sich unterhaken und für den Frieden demonstrieren. Egal, welcher Nationalität sie angehören. Egal, an welchen Gott sie glauben, egal welche sexuelle Orientierung sie leben. Eines eint uns: Humanität.

Eure Petra