Wieder da – Leben, ich komme!

Wieder da – Leben, ich komme!

15. Juni 2020 Aus Von Petra Carlile

In den letzten Wochen habe ich mir ein Elixier gegönnt, das mir Kräfte und Energie brachte. Es besteht nicht aus Krötenaugen, Spinnenbeinen und Mistelzweigen und wurde auch nicht von Miraculix zusammengerührt. Es ist weder lila noch giftgrün und auch nicht wirklich flüssig. Tatsächlich ist mein Kräfteelixier das Glück, eine wunderbare Frau zu kennen, die mir Wege gezeigt hat, mich im übertragenen Sinne frei zu schwimmen, Ängsten (um meine Gesundheit) zu begegnen und wieder Kondition und Kraft aufzubauen. Nein-nein, ich stehe nicht kurz davor, mich zum nächsten Marathon anzumelden oder 200 kg zu drücken. Dennoch ist der Kraft-und Energiezuwachs im Vergleich zum Stand bis vor 6 Wochen enorm!

Das war VORHER bis Anfang April:

Nachdem ich letztes Jahr in der REHA wieder Kräfte aufbaute, mich dem Nordic Walking zuwandte und gestärkt in den Alltag eintauchte, verließen mich diese frisch gewonnenen Kräfte wieder. Durch dauernde Infekte, die insgesamt 6 Antibiotikumgaben im letzten Halbjahr 2019 nötig werden ließen. Ohne ins Detail zu gehen – die Dinger sind in lebensbedrohlichen Situationen lebensrettend. Kommen jedoch auch mit einigen Nebenwirkungen daher. Ist nun mal so. Möglicherweise waren auch die 5 verschiedenen Impfungen im letzten halben Jahr 2019 nicht wirklich hilfreich, stark wie Popeye zu werden. Gefühlt habe ich mich beim Stand wie vor dem Reha-Antritt wieder gefunden.

Voller Sehnsucht schaute ich auf den Jogger, der morgens mit seinem Golden Retriever bei uns vorbei läuft. ‚Dum-di-dum-di-dum…‘ Mit einer Leichtigkeit, die hätte ich auch gern. Man sieht dem Menschen förmlich an, dass er richtig Freude hat, den Tag mit seinem vierbeinigen Kumpel laufenderweise zu starten. Ich wollte das auch. Also nicht mir einen Hund zulegen. Aber voller Elan den Tag beginnen so dum-di-dum-di-dum-mäßig. Mir blieb wieder die Puste weg, wenn ich nur die Kellertreppe hinauf stieg oder rauf in mein Büro ging. Ich war auch schon lange nicht mehr kreativ. An meinen Geschichten hatte ich monatelang nicht weiter geschrieben. Kein Wunder. Bewegte ich mich mit gequälter Anstrengung. Ich war schon erschöpft, wenn ich am Wochenende nur für uns gekocht habe. Da bringt der Geist nichts Kreatives mehr zustande. Sollte mein Leben jetzt SO weiter gehen? Immer wieder musste mein Mann mich trösten, wenn ich verzweifelt war und ein dicker Kloß im Hals mit aufsteigenden Tränen wetteiferte.

Corona – die Welt geht auf Abstand und bleibt daheim

Mal abgesehen von der gesundheitlichen Gefahr mussten viele leidvoll erleben, wie ihre Existenz den Bach runter geht. Was ich furchtbar finde. Das Sprichwort „Des einen Leid / des anderen Freud“ trifft nicht wirklich. Dennoch haben Homeoffice und Abstandsregeln für mich Vorteile: Seit März bin ich antibiotikumfrei. Eine Phase, die ich seit langem nicht mehr hatte. Doch nur allein mit sich zurückziehen und Abstand halten, kommen Kräfte nicht einfach so wieder. Auch nicht mit Miraculix‘ Zaubertrank oder irgendeiner Wunderpille.

Wer ist Silke Zukunft?

Garantiert ist Silke viel mehr, als ich von ihr weiß. Informationen findet Ihr unter anderem auf ihrer Website https://yoga-zukunft.de/. Ein kleines Stück lernt Ihr sie in ihren Blogs kennen: https://yoga-zukunft.de/blog/. Auch wenn es die URL verheißt, geht es bei dem, was sie tut, nicht AUSSCHLIESSLICH um Yoga. Kennengelernt habe ich sie allerdings irgendwann 2018 als Yoga-Lehrende. Als meine liebe Freundin Claudia mich ermunterte, 1x / Woche mit ihr und anderen zur Silke zu kommen. Ich war mir nicht sicher, ob das etwas für mich ist. Denn vor Jahren hatte ich schon einmal eine Yoga-Begegnung, die mir nicht besonders gefiel. Die Yogis standen damals dicht an dicht in einem viel zu kleinen Raum, durch den Räucherstäbchenduft waberte, der mir die Luft zum Atmen nahm. Man musste aufpassen, dass man seine Ferse nicht ins Gesicht des Hintermannes stemmte oder man selbst mit fremden Füßen im eigenen Gesicht zu tun hatte. Der Zugang zu den etwas mystischen Musikklängen fiel mir sehr schwer. Zudem verstand ich kein Wort, was die beiden, frisch aus dem Yoga-Kleidungskatalog entsprungenen Lehrer da ansagten und vor übten.

Ganz anders Silke. Bei meiner ersten Begegnung stimmte sie uns auf unsere bevorstehenden 90 Minuten mit ihr ein, indem sie uns von ihrem Tag berichtete. Der völlig anders verlief, als ursprünglich geplant. Wie sie den unerwarteten Ereignissen begegnet ist. Nichts von den Vorhaben konnte sie heute umsetzen. Dafür hatte sie die nicht vorhersehbaren Ereignisse hervorragend gemeistert und fand den Tag trotzdem (oder gerade deshalb) gelungen „… Und im Leben geht es nicht darum, perfekt automatisch einstudierte Handlungen abzuspulen. Das ist gar nicht möglich – obwohl wir das von uns verlangen. Dazu sind die Situationen, denen wir begegnen, zu vielschichtig. Es geht u.a. darum zu erkennen, was ich jetzt, in dieser neuen Situation, brauche…“. Wow, dachte ich. Ein völlig anderer Ansatz und Zugang zum Yoga. Absolut alltagstauglich. Ich konnte völlig locker sein und wenn ich mit den anderen nicht mithalte, ist das kein Problem. Eine echte, authentische Menschin!

Trotzdem wusste ich nach den ersten 10 Minuten der Yogapraxis, dass ich heute endlich wieder was für mich getan hatte. Die heiße Dusche nachher würde ich sowas von genießen und der Muskelkater spätestens am nächsten Tag würde ein ordentlicher sein. Silke beendete das 90-minütige Training stets mit einer Abschlussmeditation, bei der wir alle auf den Matten lagen und sie uns mit ihren Worten hindurch führte. Wortwörtlich bringe ich es nicht mehr zusammen. Im übertragenen Sinn ging es bei der ersten dieser Meditationen mit ihr um uns ausbremsende Alltagsärgernisse oder Sorgen, die wir uns machten und um Möglichkeiten, diese jetzt loslassen zu können. Es waren bei allen Meditationen klare Beispiele, die sie anführte und die ich haargenau so erlebte und erlebt hatte. Woher wusste sie das bitte? Wir kannten uns doch gar nicht! Voll krass…

Einzel-Coaching mit Yoga – ein Luxus, der wertvoller ist als ein Rolls-Royce

Eines Tages Ende März in diesem Jahr bat ich meinen Mann, Fotos zu erstellen. Ich brauchte eins für meinen Business-Blog, in dem ich über mein online-/-Video-Coachingangebot schrieb. Ich sah meine Körperhaltung. Hoch gezogene Schultern, runder Rücken, insgesamt nach vorn gebeugt. Und war erschrocken. Und als mein Mann auch noch bemerkte: „So eine Haltung hast Du, seit Du aus dem Krankenhaus raus bist“, reichte es mir. Ich wollte meine Kraft und Ausdauer zurück. Ich wünschte mir meine aufrechte Haltung (sowohl mental als auch körperlich) als auch mein Selbstbewusstsein, dass sich in der Haltung ausdrückt.

Sportwissenschaft meets Mindfulness

So trafen wir uns 1-2 x pro Woche online. Eigentlich für jeweils 45 Minuten. Tatsächlich waren es oft 60 – 90 Minuten, die Silke nur mir widmete. Ich habe unglaublich viel darüber gelernt, wie der menschliche Körper funktioniert, reagiert, agiert. Neben wichtigen Yoga- Grundübungen und Atemtechniken ging ich auf Entdeckungsreise zu mir selbst.

Ich war auch, doch nicht nur körperlich gefordert. Mit Silkes Hilfe traute ich mich endlich, auch meinen tiefsten Ängsten zu begegnen. Ich entdeckte erst jetzt, dass es von Natur aus mein großer Wunsch ist, Momente der Freude zu genießen und wie wichtig es ist, dass ich ICH bin und nicht die, die andere von mir erwarten. Wieviel lockerer konnte ich nun meinem Alltag begegnen! ‚Ach, ich habe heute meine Buchhaltung nicht geschafft? Dann halt an einem anderen Tag!‘ Stattdessen habe ich mit einem lieben Menschen telefoniert oder ein neues Buch, das schon lange im Schrank stand, gelesen. Und genau deshalb habe ich den Tag als gelungen und schön bewertet. Hatte ich mich vorher, wenn ich mich mittags ausruhen musste, mit Hörbüchern oder sinnlosen alten TV-Serien abgelenkt, kann ich es jetzt wagen, Augenblicke der Stille zu genießen.
Ein ganz anderer Zugang zur Meditation bringt mich nun entspannt (statt verkrampft voller Erwartungsdruck) auf die Matte und wird für mich fester Bestandteil des Tages. Und ich traue mich wieder, auf meine Träume zu schauen. Ich hatte sie schon abgeschrieben, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich sie umsetze ohne Kraft und Energie. Selbstverständlich habe ich ganz gezielt Yoga praktiziert und tue das weiterhin. Silke hat für mich meinen individuellen Sonnengruß zusammengestellt. Angepasst auf das, was ich brauchte. Für meine Haltung (nicht nur die äußere), für Kraft und Kondition und für eine bewusste Atmung.

„Die Petra ist entspannter, gelassener und fröhlicher“

… sagt mein Mann. Er konnte den Unterschied schon nach den ersten Coaching-Terminen wahrnehmen. Insgesamt bestand mein Coaching aus 10 Einheiten. Nicht alle Stunden endeten mit „trallalla“ und „hopsassa“. Silke hatte mich, bevor wir überhaupt begannen, schon eingestimmt darauf, dass sich vielleicht Dinge zeigen, zu denen ich bisher keinen Zugang hatte. Oder die ich selbst unbewusst unter Verschluss hielt. Der Umgang mit dem Überleben war so ein Fall: Dass ich letztes Jahr unglaubliches Glück hatte, noch am Leben zu sein, das war mir sachlich immer klar. Doch habe ich es zum ersten Mal in vollem Umfang GEFÜHLT. Es war sehr gewaltig und zum ersten Mal öffneten sich die Schleusen und ich konnte den ganzen Schmerz, die Angst geliebte Menschen nicht mehr zu sehen, frühzeitig abtreten zu müssen, rauslassen. Viele Taschentücher kamen mir dabei zu Hilfe. Und danach war das befreiende Gefühl: „Ich bin noch da!“

Heilende Seele = heilender Körper

  • Ich kann mental und physisch freier (durch-)atmen. Das Lungenvolumen ist messbar in kurzer Zeit gestiegen.
  • Ich habe meine Nordic-Walking-Stöcke aus dem Dornröschenschlaf geweckt – die setzten seit September letzten Jahres Spinnweben an.
  • Nicht immer ist ein Unwohlsein gleich der Beginn von erneutem Krankwerden. Hin und wieder will mir mein inneres ICH etwas sagen und ich bin jetzt offener, darauf zu hören.
  • Ich erkenne und akzeptiere meine Grenzen. Dank Silkes Anleitung merke ich selbst, wann ich meine körperliche Belastung noch etwas steigern kann, um einen Trainingseffekt zu erzielen. Und wann es Zeit ist, Ruhepausen einzulegen.
  • Meine Haltung hat sich verbessert. Siehe Fotos.
  • Bei meinen Atemübungen merke ich auf der linken Lungenseite sehr genau, dass da mal was war. Spüre ich diese Vernarbungen, begegne ich diesen heute nicht mehr mit Angst sondern begrüße sie wie alte Freunde.
  • Kreative Ideen kommen wieder zum Vorschein. Ein Gefühl kribbelnder Vorfreude 🙂
  • Spontan tanze ich öfter durch die Wohnung.
  • Ich kann wieder rumblödeln und mich mit meinem Mann zusammen scheckig lachen.
Vorher, aufgenommen am 31.03.2020
NACHHER, auf genommen am 30.04.2020 nach meiner 5. Stunde mit Silke

Achtsamkeit für mich habe ich fest in meinen Tagesablauf integriert. Ich muss das tatsächlich planen, damit ich nicht nur to-dos abspule (womöglich noch parallel nebeneinander her) sondern immer wieder Zeiten habe, in denen ich achtsam nur auf mich schaue. Der Tag ist jetzt anders aufgeteilt: Meditation, die Start-in-den-Tag-Teezeremonie mit meinem Mann, Arbeiten für Kunden, die Mittagspause, kreatives Schreiben, to-dos für mein eigenes Coaching-Business u.v.m. sind fest eingeplante Termine. Und die Zeit für mich macht jetzt mehr als nur 0,1 % des gesamten Tagespensums aus. Weil ich sie festgeschrieben habe, kann ich diese Highlights nicht verpassen. Und habe viele kleine Zeiteinheiten am Tag, auf die ich mich freue. Ein Kalender-Buch ist für meine Planung sehr hilfreich: „KLARHEIT“. Danke Alexandra Romeo für dieses Geschenk!

Das hätte ich gern in der Schule schon gewusst! Man lernt nie aus…

Wusstet Ihr, dass es erwiesen ist, dass Gedanken im Körper chemische Prozesse auslösen? Und wenn man diese Information mal weiter denkt, was sich daraus ergibt? Wusstet Ihr, wie sehr sich bestimmte Areale im Gehirn verändern, wenn wir regelmäßig meditieren? Dass wir dadurch einen richtig guten Zugang zu Resilienz erhalten, achtsamer mit uns umgehen und gesünder leben, weil es u.a. Auswirkungen auf Blutdruck, Immunsystem und z.B. den Cholesterinspiegel hat? Und dass für alle Sportler – nicht nur die immungeschwächten – gilt: beachte das „open window des Immunsystems“, um nach sportlichen Betätigungen weniger anfällig für Infekte zu sein? Dass es bestimmte Atemtechniken gibt, um Kopfschmerzen oder Müdigkeit zu begegnen oder den Nasenraum wieder freigängiger zu bekommen? Und das ohne Ibuprofen oder irgendwelche giftigen Energydrinks? Wo soll ich aufhören?

Ich weiß gar nicht, wie ich diesen glücklichen Überschwang jetzt beenden soll, damit dieser Blog nicht schon wieder zum Roman wird. Mir wurde erst durch Silkes Arbeit mit mir klar, dass ich Energie und Kräfte nicht nur einfach durch ein Sportprogramm, in dem Fall Yoga, aufbaue sondern dass Geist und Seele zum Körper dazu gehören und immer mit im Boot sitzen. Dass ich in meinem Leben etwas ändern muss, wusste ich, seit ich aus dem Koma wieder erwacht bin. Doch blieb das WIE im Dunkeln und meine Selbstversuche endeten stets mit auf-der-Nase-liegen und bitteren Enttäuschungen. Bis jetzt. Dass ich mit Silke das Gesamtpaket erhalte, also Achtsamkeits- und Burnoutprophylaxe-Coachin UND Sportwissenschaftlerin (die unter anderem auch Yoga lehrt), ist ein unbeschreibliches Glück. D A N K E!

„Wenn Achtsamkeit etwas Schönes berührt, offenbart sie dessen Schönheit. Wenn sie etwas Schmerzvolles berührt, wandelt sie es um und heilt es.“
Thich Nhat Hanh, Das Glück einen Baum zu umarmen

Liebe Grüße, Eure Petra

Bilder:
Titelbild: Image by Pexels from Pixabay
Fotos: Thomas und Petra Carlile