Buchempfehlungen und ein Geständnis:
Ich sehe gern Talk-Shows. Nein, nein, nicht die Nachmittags-Shows, in denen schlecht eingeübte Statisten auf proletenhafte Weise verkorkste Alltagsleben zum Besten geben wie „Ich bin schwanger von meiner Schwester – was soll ich tun?“ oder ähnliches. Ich mag Talk-Runden wie z.B. die NDR-Talkshow oder riverboat oder den Kölner Treff. Nicht, um herauszufinden, dass Leute aus dem öffentlichen Leben auch nur mit Wasser kochen, sondern um Neues zu erfahren, was man in den Nachrichten nicht hört. So habe ich z.B. von Peter Wohlleben, unserem deutschen Waldkenner, erfahren. Und Bücher mit seinen faszinierenden Erkenntnissen verschenkt.
Oder von der Umweltaktivistin Julia Cissewsky, durch die mir bewusst wurde, dass selbst zertifiziertes Palmöl und -fett alles andere als umweltfreundlich oder nachhaltig angebaut sondern täglich dafür Regenwald abgeholzt wird. Zudem es im Verdacht steht, das Wachstum von Krebszellen zu fördern. Seitdem kaufe ich nichts mehr, was auch nur an Palmöl vorbei getragen wurde. Und es dauert schon wieder ewig, bis ich vom einkaufen zurück bin, weil ich stets Zutatenlisten studiere.
Und, na klar, ist es auch ein Ansporn zu erfahren, wie sich Menschen wieder ins Leben katapultiert haben, die ziemliche Pakete zu tragen hatten. Wie zum Beispiel Nicole Staudinger („Brüste umständehalber abzugeben“, „Steh-auf-Queen“ uvm.) Sie ist ein ein großes Vorbild wenn es darum geht, sich den Herausvorderungen des Lebens zu stellen. Überhaupt kein Lehrmeister sondern eine Wahnsinns-Frau, die sich dem Schicksal stellte – nicht mit Zornesfalten auf der Stirn sondern einem gewitzten Augenzwinkern. Hier ihre Website: https://www.nicolestaudinger.de/autorin/ Eine echte Powerfrau!
Zufälle gibts, die gibts gar nicht!
Ein wahrer glücklicher Zufall brachte mich dazu, ausgerechnet jene NDR-Talkshow in der Mediathek anzuschauen, bei der auch Anika Decker zu Gast war. Sie sprach dort über ihr erstes Buch, das sie veröffentlicht hat. Offen gestanden kannte ich sie bis dahin nicht. Sie ist Drehbuchautorin z.B. von „Keinohrhasen“ und Mitproduzentin / Regisseurin des Films „Traumfrauen“. Die Filme kenne ich. Doch da haben wir es wieder: kein Schwein interessiert sich, wem diese tollen Geschichten überhaupt eingefallen sind…
Anika Decker war selbst Koma-Patientin und hat ihre Erfahrungen in einem Roman verarbeitet. Das Buch „Wir von der anderen Seite“ war meine Rettung. Nach meiner Reha nämlich suchten mich die Träume wieder heim, die ich während meiner Komazeit hatte. Ich hatte schon Sorge, dass ich jetzt verrückt werde. Geradlinig und gut beschrieben, durchlebt die Romanfigur die Erfahrungen nach ihrem Koma, den Schrecken und die Strapazen des sehr langen Krankenhausaufenthalts und kämpft sich mit kleinen Schritten zurück ins Leben über die Reha und die ersten Versuche, wieder zu arbeiten. Und das alles gewürzt mit einem augenzwinkernden Humor, ohne die Ernsthaftigkeit der Situation ins Lächerliche zu ziehen. Ich habe geflennt und gelacht und das manchmal gleichzeitig. Sofort, als ich dieses Buch durch hatte, besorgte ich ein Exemplar und schickte es meiner Reha-Mitstreiterin, die nach ihrer Erkrankung mit künstlichem Koma auch ihre eigenen, sehr abgefahrenen Erfahrungen gemacht hat. Von hier aus ein lieber Gruß an Dich, liebe Gabi! Hier der Link zum Verlag mit Infos über das Buch und ein Artikel aus dem Magazin Zeit:
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/wir-von-der-anderen-seite-9783550200373.html
https://www.zeit.de/zeit-magazin/2019/34/anika-decker-autorin-traum
Weitere Buchempfehlungen – was für die Weihnachtswunschliste?
Während ich noch etwas wacklig beieinander war, bekam ich von lieben Menschen auch einige Bücher geschenkt. Die ich logischerweise las und die mir ebenfalls Freude bereiteten:
„Das Buch der Freude“ von und mit: dem Dalai Lama, Bischof Desmond Tutu und dem Interviewer / Autoren Douglas Abrams. Als ich das Buch in den Händen hielt dachte ich zunächst: ‚Oh, wird wohl eine politisch erhabene Abhandlung‚. Doch tatsächlich treffen sich zwei alte Freunde, die zwar unterschiedlichen Religionen angehören, sich dennoch – oder gerade deshalb – freundschaftlich verbunden sind trotz der Entfernung, die zwischen ihnen liegt und trotz oder gerade wegen manchmal auch unterschiedlicher Ansichten. Ich erfuhr, wie es dem Dalai Lama überhaupt ging nach seiner Flucht aus Tibet ins indische Exil und welche An- und Einsichten er daraus gewann. Oder wie die Arbeit des Desmond Tutu verlief, mitten in der tiefsten Apartheid in Südafrika. Wie auch er mit Verlusten umging und diese verarbeitete. Die beiden lassen ihre Leben Revue passieren, erinnern sich an gemeinsame Treffen und diskutieren über verschiedene Weltgeschehen. Das alles mit einem sehr angenehmen Humor, einer Lebensfreude und kleinen Neckereien untereinander. Es war mir eine Freude, das Buch der Freude gelesen zu haben. Foto kann ich momentan nicht beisteuern, dieses Buch habe ich gerade verliehen. Einfach im Buchladen nachfragen, die kennen es sicherlich oder haben es sogar im Regal.
Spannend zum Nächte um die Ohren schlagen:
Ein Krimi zog mich in seinen Bann. Er ist vom Autor Martin Arz: „Der Gottstehunsbei“ Es geht dabei um eine Mordserie in München um 1430, die ein junger Patrizier aufklärt. Dieser arbeitet unter erschwerten Bedingungen; zu dieser Zeit wurde alles Böse dem Leibhaftigen höchstselbst zugesprochen. Zeugenaussagen sind für den Ermittler deshalb schwierig zu bearbeiten. Spannend bis zum Schluss, hatte ich auch in null Komma nix durch.
Zum Lesen und Schmunzeln:
Monika Gruber: „Man muss das Kind im Dorf lassen“ Eine gestandene Entertainerin, die aus einem bayerischen Dorf stammt, über ihr Leben dort schreibt, ihren Werdegang und wie sie es geschafft hat, das zu tun, was sie tut. Ich mag die Frau, auch wenn ich als in Sachsen geborene Preußin nicht wirklich zu ihrer Zielgruppe gehöre.
Und last but not least von Isabel Bogdan: „Der Pfau“ Zum zurück lehnen und entspannt lesen. Eine Gruppe Investmentbanker verbringt ein Wochenende auf einem etwas herunter gekommenen Landsitz, um einen Teambuildingworkshop zu absolvieren. Wie die Coachin sich völlig umsonst vorab den Kopf zerbrochen und Konzepte für dieses Wochenende gestrickt hat. Denn manchmal genügt schon eine Umgebungsänderung, die Tatsache, dass man außerhalb der Arbeitszeit plötzlich aufeinander hockt und ein auf dem Landsitz lebender Pfau, der bei der Farbe blau rot sieht und durchdreht, als Team zusammenzuhalten.
Viel Spaß beim Schmökern und: freue mich, wenn auch Ihr Buchempfehlungen für mich habt. Immer gern her damit!
Titelbild dieses Beitrags: von Ylanite Koppens auf Pixabay
Cover-Bild zur „StehAufQueen“ zur Verfügung gestellt vom Droemer-Knaur-Verlag
Cover-Bilder aller anderen Bücher: fotografiert von Petra Carlile