Manche Herausforderung haut einen einfach um
Hin und wieder stellt uns das Leben vor Herausforderungen, die uns schier umhauen. Manchmal im übertragenen Sinne, manchmal schmeißt es uns tatsächlich, also körperlich, auf die Bretter. Solche Tatsachen passieren nicht oft. Doch wenn, haben sie größere Folgen als nur die Wahl eines anderen Lieblingsrestaurants.
Dieses Jahr 2019 hat meinen Lebensinhalt so dermaßen durcheinander geschüttelt, dass es notwendig ist, mein Leben zu ändern. Mein Privatleben, mein Alltagsleben, mein Berufsleben. So wie mir geht es vielen Menschen auf dieser Welt. Menschen, die weitaus mehr zu ertragen hatten, als ich. Im Grunde genommen bin ich mit einem blauen Auge davon gekommen. Dennoch war mein gesundheitlicher Einbruch ein derartiger Ruck, dass ich darüber schreibe.
Mach’s Dir selber, Coach!
Dies wird KEIN Jammer-Blog! Versprochen! Auch wenn ich manchmal im Selbstmitleid zerfließe, zwinkert mich doch oft genug mein eigener Clown an. Mit diesem ironischen Ausdruck auf seinem rotnasigen Gesicht. Ich weiß genau, was er mir sagen will, mein innerer Clown. Nennen wir ihn doch einfach Schorsch (Georg). Dieser kleine putzige Witzbold verschränkt seine Arme vor der Brust, lehnt sich in meinem Lieblingssessel zurück und sagt: „Tja, die ganzen Jahre klugscheißt Du bei anderen Leuten. Jetzt wollen wir doch mal sehen, wie gut Du bist, wenn es um Dich selbst geht. Hi hi. Naaa? Aaaaaangst?“
Ich bin nämlich Personal- und vor allem Karriere-Coach. In meiner Arbeit begegne ich Menschen, die sich beruflich oder überhaupt neu orientieren wollen. Oder müssen. Dabei unterstütze ich meine Klienten, herauszufinden, wofür sie beruflich brennen, worin ihre Stärken liegen, welche Tätigkeiten ihr Glück bedeuten und welche beruflichen Wege für sie auf keinen Fall in Frage kommen. Mit Studenten gehe ich diverse Stärkenprofil-Tools durch und bringe sie dazu, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Ob sie wollen oder nicht.
Jetzt stehe ich selbst genau vor dieser Selbstanalyse. Ob ich will oder nicht. Denn allein aus gesundheitlichen Gründen kann ich nicht mehr so weiter machen wie bisher.
Ungewissheit macht unsicher
Werde ich jemals so zu Kräften kommen, dass ich z.B. wieder Schülerworkshops leiten kann? Oder mit Studenten arbeiten? Oder mich positiv und energiegeladen Einzelcoachings widme und offen bin für die Probleme anderer? All dies habe ich bisher beruflich gemacht. Und gern. Glaube ich. Selbst das bezweifle ich inzwischen. Ich will mein altes Leben zurück. Weil mir diese Abläufe vertraut sind und ich weiß, worauf ich mich einlasse und verlassen kann? Oder doch, weil ich es wirklich gern tat und wieder tun möchte? Schorsch schaut mir direkt in die Augen und grinst vielsagend. Er will, dass ich den Finger in meine eigenen seelischen Abgründe stecke. Und bis zum Grund bohre. So ein Mistkerl, der Schorsch!
Der gewohnte Weg ist der bequeme
Schließlich kenne ich alles und weiß, worauf ich mich einlasse. Als Coach habe ich meine Klienten oft mit ihrer Bequemlichkeit konfrontiert. Und mein Schorsch tut es jetzt mit mir. Er tritt mir dabei immer wieder in den Allerwertesten. Da kann ich mich noch so gut hinter Alltags-to-dos verstecken. Schorsch spürt mich auf. Er starrt mich an, wenn ich im Bad in den Spiegel schaue, er geistert mir durchs Hirn, wenn ich abends versuche zu schlafen und er piesackt mich, wenn ich müde aufs Sofa sinke, weil ich einen Tag geschafft habe. „Und womit hast Du den Tag ausgefüllt? Hm?“. Schorsch ist wirklich ein Netter. Stets lächelnd. Immer wieder zwinkernd. Und doch so verdammt eindringlich, dass ich ihm meine Alltagsnichtigkeiten aufzähle. Dabei bemerke ich selbst, dass auch dieser Tag wieder bedeutungslos war in dem, was ich tat. Weil ich Alltags-to-dos abgearbeitet und nichts gemacht habe, was mich vor Freude in die Luft springen lässt. Metaphorisch gesprochen. Minutenlanges Gehüpfe geht kräftemäßig nicht. Noch nicht. Es wird also Zeit, etwas zu ändern. Sofort! Und damit ich mich nicht heraus winden kann, mache ich meine Selbstfindung öffentlich. In diesem Blog. Ich freue mich, wenn Ihr dabei seid und mich begleitet. Langweilig wird es nicht. Ich fürchte, ich werde oft genug ins Schwitzen kommen. Manchmal heulen vor Verzweiflung und Wut, doch bestimmt auch lachend und mir auf die Schenkel klopfend.
Eure Petra